20. November 2017

Interview anlässlich 5 Jahre "Brunecker Straße"

Die Vorstände Hermann Petz und Silvia Lieb ziehen nach fünf Jahren am neuen Standort eine positive Bilanz.

Die Vorstände der Moser Holding Hermann Petz und Silvia Lieb ziehen nach fünf Jahren am neuen Standort in der Innsbrucker Brunecker Straße eine positive Bilanz und werfen einen Blick in die Zukunft. Das Interview.

171118-BG-liebpetz_beilage_TOBO2_cut1.jpg
Vorstände Silvia Lieb und Hermann Petz; Foto: Thomas Böhm

Vor fünf Jahren hat die Moser Holding mit ihrem Flaggschiff Tiroler Tageszeitung eine neue Heimat in der Brunecker Straße gefunden.  Was war ausschlaggebend, vom Stadtrand ins Zentrum von Innsbruck zu ziehen?

Hermann Petz: Das Gebäude in der Ing.-Etzel-Straße war in die Jahre gekommen: die Teppichböden, technischen Einrichtungen und die Gebäudehülle. Wenn jetzt Besucher zu mir ins Büro kommen, sind sie vom Ausblick und von den modernen Räumlichkeiten überwältigt. Ich glaube, dass der neue Standort sowohl unseren Kunden als auch unseren Mitarbeitern viele Vorteile bietet. Es ist einfach zeitgemäß, dass ein Tiroler Medien­unternehmen wie die Moser Holding ihren Hauptsitz im Zentrum Innsbrucks hat.

Silvia Lieb: Die Tiroler Tageszeitung beziehungsweise die Moser Holding hatten seit 1980 ihren Sitz in der Ing.-Etzel-Straße. Nach mehr als 30 Jahren war es Zeit, neue Wege zu beschreiten, in eine hochmoderne Umgebung in die Stadt zu ziehen. Zudem waren wir mit unseren Medienmarken und Tochterfirmen auf verschiedene Standorte verteilt. Hier ist es gelungen, alles in einem Gebäude zu vereinen. Nun arbeiten Tiroler Tageszeitung, die Tirolerin, die Target Group sowie Weekend Tür an Tür. Jüngster Übersiedler ist Life Radio Tirol, das sich über das neue Studio im Stadtzentrum freut.

Welche Auswirkungen hatt­e der Ortswechsel auf das Unter­nehmen?

Petz: Ich bin überzeugt, dass das Umfeld für jeden Einzelnen mehr Bedeutung hat, als man auf den ersten Blick glaubt. Unser modernes Gebäude symbolisiert Aufbruch und den Glauben an die Zukunft des Unternehmens. Unser Hauptstandbein sind Printmedien, die ja nicht immer unumstritten waren. In diesem neuen, modernen Ambiente manifestiert sich dieser Glaube an die Zukunft.

Lieb: Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter untereinander und das Zugehörigkeitsgefühl zur Moser Holding hat sich verstärkt. Die Kommunikation, das interne Netzwerk und die Identifikation haben sich verbessert.

Herr Petz, vor zweieinhalb Jahren haben Sie in Ihrem Buch „Es lebe die Zeitung“ eine Lanze für Print gebrochen. Wie sehen Sie derzeit die Ausgangslage dafür?

Petz:Ich würde das Buch jederzeit, natürlich mit kleinen Aktualisierungen, wiederveröffentlichen. Denn die Ausgangslage für Printmedien ist sehr gut. Das zeigen Entwicklungen in den USA: Junge Leser, die so genannten Millennials, legen wieder Wert auf qualitätsvolle Information. Aktuelle Vertrauensstudien aus Deutschland belegen, dass sich die Menschen zwar sehr mit sozialen Netzwerken beschäftigen, doch deren Glaubwürdigkeit ist massiv gesunken. Die Glaubwürdigkeit von klassischen Medien hingegen, insbesondere von regionalen Medien, ist weiterhin sehr hoch und steigt weiter. Ich bin überzeugt, dass Printmedien auch die nächsten 50 Jahre überleben werden, sie werden sich etwas verändern, das heißt spezialisieren müssen.

Ohne Online ist ein Medienkonzern wie die Moser Holding nicht zu denken, wie sehen Sie die Zukunft des Digitalen?

Petz: Es geht um das Sowohl-als-auch, wie ich in meinem Buch dargelegt habe. Die Leser der Tiroler Tageszeitung erwarten sich den ganzen Tag über aktuelle Informationen auf tt.com. Gleichzeitig fragen wir uns ständig, was können wir im digitalen Bereich neben unserer aktuellen Berichterstattung alles machen? Unsere regionalen Plattformen im Job- und Immobilienbereich sind sehr erfolgreich. Uns ist aber klar, dass wir kein zweites Facebook in Tirol aufziehen können. Was wir machen, setzen wir mit Herzblut um und achten natürlich auch auf die Erlöse.

Lieb: Als regionales Medien­unternehmen ist es für uns selbstverständlich, dass wir mit unserer schlagkräftigen Webentwicklung im Haus regionales Know-how aufbauen. Die Kollegen arbeiten laufend an der Weiterentwicklung und Verbesserung bestehender Plattformen. Derzeit entwickelt die New Media Online GmbH ein innovatives Online-­CMS, um tt.com und alle verwandten Plattformen auf eine neue technologische Basis zu stellen.

Welche Strategien verfolgen Sie, um die Marke TT weiter zu stärken?

Petz: Wir waren schon sehr früh mit unserer Marke in sozialen Netzwerken präsent, so haben auch junge Menschen die Tiroler Tageszeitung als verlässliche Informationsquelle erlebt. Im Nachhinein betrachtet ist das Medium zur Marke geworden: Unter dieser Nachrichtenmarke TT bekommt der Interessierte Informationen auf den unterschiedlichsten Kanälen. Das wissen die Menschen aller Altersgruppen in Tirol. Wenn etwas Wichtiges passiert, dann finden Sie bei uns unabhängige Information dazu.

Lieb: Wie Hermann Petz ausgeführt hat, liegt natürlich unser Fokus auf den regionalen redaktionellen Inhalten. Doch wir haben auch auf anderen Gebieten die Medienmarke Tiroler Tageszeitung weiterentwickelt. Ich denke dabei an den TT-Club für unsere Abonnenten, der ihnen zusätzliche Vorteile bietet. Das können Einkaufsvorteile, Tickets für exklusive Veranstaltungen und anderes sein. Da ist eine Community neben beziehungsweise aus der Leserschaft entstanden.

Als Herausgeber von Magazinen ist die Moser Holding federführend in Österreich. Warum war es so wichtig, in den vergangenen fünf Jahren eine nationale Magazinschiene aufzubauen?

Petz: Wir haben eine Marktchance gesehen. Und wie man an der Entwicklung all dieser Bundesländermagazine, die wir Bundesländerinnen nennen, sieht, war diese Einschätzung realistisch. Knapp hinter dem Marktführer Woman sind wir österreichweit die Nummer 2, auf dem Weg zur Nummer 1.

Lieb: In Tirol ist es nicht so bekannt, dass es neben der Tirolerin acht weitere Titel wie z. B. die Oberösterreicherin, die Steirerin oder die Burgenländerin gibt. All diesen Magazinen ist gemein, dass die Leserinnen regional verankert sind, aber gleichzeitig auch den urbanen Blick über die Lan-
desgrenzen hinaus wollen.

Die Moser Holding verfügt über drei Druckereistandorte in Innsbruck, Salzburg und Wels. Wie wird sich der Standort in Innsbruck entwickeln?

Lieb: Printmedien sind sehr erfolgreich, dadurch gibt es genug Aufträge für unsere Druckereien. Die Auslastung ist sehr gut, die Performance stimmt. Der Standort in Innsbruck zeichnet sich dadurch aus, dass dort neben eigenen Produkten, den Tiroler Bezirksblättern und Drittprodukten auch die Tiroler Tageszeitung gedruckt wird.

Petz: Deren Produktion wird immer in Tirol stattfinden. Durch den Einsatz der eigenen Mitarbeiter können die Maschinen toll in Schuss gehalten werden. Wir werden noch einige Jahre mit ihnen drucken und dann werden wir neu investieren.

Mit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Moser Holding ein bedeutender Arbeitgeber in Tirol. Werden derzeit Mitarbeiter gesucht und was kann das Unternehmen diesen anbieten?

Lieb: Wir suchen laufend Mitarbeiter und zwar in allen Bereichen. Die einzelnen Unternehmen und Medienmarken unseres Hauses können rund 35 Berufsbilder anbieten. Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber. Coachings, Weiterbildung und Mitarbeiterentwicklun­g sind Standard. Zusätzlich gibt es Einkaufsvorteile für Mitarbeiter sowie unser 
Gesundheitsförderungsprojekt MOH­O Vital.

Petz: Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Daher sind wir überzeugt, dass wir gute Mitarbeiter finden. Denn sie sind der Erfolgsfaktor jedes Unternehmens.

 Das Gespräch führte Frank Tschoner für die TT-Beilage "Fünf Jahre Brunecker Straße", erschienen am 18. Novemer 2017